Machen wir uns nichts vor. Eine Trennung – eine angehende Scheidung ist eine der größten Veränderungen, die wir so machen müssen. Und das macht eine Heidenangst, Zukunftsangst, Veränderungsangst. In diesem Blog-Beitrag möchte ich über Veränderungen sprechen und warum wir uns damit so schwertun...
Wie wird es Dir ergehen?
Psychisch? Finanziell? Gesundheitlich? Wie kommst Du da durch ohne ganz großen Schaden bei Dir selbst oder der Familie? So vieles wird sich verändern und die Ungewissheiten, die Unklarheiten und Unwägbarkeiten verstärken diesen Gefühlsmix aus Wut, Trauer, Enttäuschung und Schmerz. Und die Horrorgeschichten von zerfleischenden Rosenkriegen oder krankhaften Psycho-Spielchen klingeln Böses schwanend in den Ohren.
Mit der Entscheidung für eine Trennung sind die Veränderungen nicht mehr aufzuhalten. Nun gilt es, sie zu gestalten.
Aber:
ES KÖNNTE JA EINFACH GUT WERDEN...
Viel zu selten sagen wir uns diesen Satz, Und stehen selbst nach der Erkenntnis, dass sich etwas ändern muss, trotzdem wie der Ochs vorm Berg.
Wir sind es als Erwachsene gewohnt, in unseren Strickmustern festzuhängen. Es ist auch bequem. Und die unerklärliche Angst davor, dass es gut sein, oder gut werden könnte, sitzt tief. In einer Situation stecken zu bleiben, fühlt sich ja vertraut an, wir spüren Leid und Schmerz intensiver, selbst die Sehnsucht nach einem besseren, schöneren und freieren Sein fühlt sich in der Unerfülltheit eben doch irgendwie gut an.
Wir kennen all die Vermeidung-Strategien, um den vertrauten Zustand des Leidens, den wir so gut kennen, und in dem wir uns so immens selbst fühlen können, nicht aufzugeben, obwohl unser Kopf und unser Herz genau das Gegenteil will. Wir finden immer wieder Gründe, es nicht zu tun, und uns nicht auf das Neue einzulassen, obwohl wir wissen, dass es besser wäre, und besser tun würde.
Das alte Narrativ, dass wir denken, dass wir enttäuscht werden, dass wir scheitern und oder es eventuell gar nicht verdient haben, verhindert, dass wir es in die Tat umsetzen.
Wir behindern uns selbst, dass wir uns die Freiheit nehmen, um uns das zu ermöglichen, was wir doch so wollen und uns eigentlich auch „zustehen“ würde. Irgendeinen Grund, um in den Kompromissen der unerfüllten Partnerschaft oder unserer Einstellungen festzuhalten, finden wir kinderleicht. So lange, bis der Leidensdruck so groß wird, dass das Fass überläuft, dass die Blase platzt und das Handeln und Verändern ausweglos ist. Ein kleines bisschen schlechtes Gewissen macht sich da breit, als ob wir uns sogar rechtfertigen müssten, eine Zwangslage nicht auszuhalten und nicht widerstandsfähiger und härter zu sein. Oder nicht noch härter gekämpft zu haben. Waren oder sind wir einfach nicht resilient genug? Auch wieder so ein blödes Narrativ. Und wir hadern mit dem Schicksal, wenn uns das Leben an einen Scheideweg bringt und uns eine Entscheidung aufnötigt. Und begreifen erst später, wie immens wichtig diese Lektion für uns war und wie lange wir unsere Grenzen eigentlich vernachlässigt und weggedrückt haben.
Dabei haben wir es doch alle verdient, uns fallen zu lassen in die Veränderung, die einen aus dem mehr oder minder tiefen Sumpf der Selbst-Kastrierung herausholt.
Befreit von dem Alten, offen für Neues, selbst wenn es scheitern sollte.
Was kann passieren? Dass wir schlimmstenfalls halt wieder in den Zustand des Leidens geraten, den wir doch so schätzen und der so kuschelig warm hält wie eine Decke, die wir eng fröstelnd um uns hüllen, die uns und unsere Wünsche und Bedürfnisse aber auch im wahrsten Sinne bedeckt hält?
Es sind, so habe ich für mich festgestellt, immer wieder die Geschichten, die wir uns erzählen, die uns hemmen - die Narrative, die eine immense Macht haben.
Wenn eine Trennung ansteht, reden wir uns ein, wir werden niemals mehr einen Partner finden, geschweige denn jemanden, der besser passt oder der Sex genauso gut ist, wenn nicht sogar viel besser. Beispiele für diese Art Geschichten gibt es zu Hauf. Die Geschichte von der Einsamkeit, des (wieder) nicht geliebt werden, des Verlassen seins, des Nicht-Gesehen-Werdens. Die Geschichte, dass wir etwas nicht schaffen können oder etwas nicht verdient hätten. Und und und...
Die Narrative zu durchbrechen ist die größte Herausforderung, wenn wir Veränderungen anstreben. Wenn uns bewusst wird, dass das alles nur Geschichten sind, die wir uns erzählen. Und sie manchmal gar nicht real sind, sondern nur ein Bild auf die Welt, das wir kreieren von einer Situation, einer Zukunft oder von einem Menschen, vor allem aber von uns selbst. Ängste und Sorgen sind auch nichts Anderes als Geschichten, die wir uns ausmalen und erzählen, wie sich etwas in der Zukunft anfühlen könnte, wie wir etwas erleben, aushalten müssen oder mit etwas konfrontiert werden.
Ist es nicht komisch, dass wir oft mehr Angst haben, etwas zu verlieren statt etwas zu gewinnen? Und uns lieber oft die Geschichte des Scheiterns als die Geschichte des Triumphes erzählen? Wir bleiben in den Kompromissen, weil wir uns erzählen, dass eh nicht besseres nachkommt. Wir bleiben in einer Beziehung, weil wir uns erzählen, dass wir eh keinen Partner finden, der in allen Belangen besser zu uns passt.
ABER: ES KÖNNTE JA EINFACH GUT WERDEN...
Und was ist, wenn es tatsächlich einfach gut wird? Wenn das eintritt, was wir uns gewünscht und wonach wir uns gesehnt haben? Darf das dann überhaupt sein und passieren?
Und wie werden die anderen auf meine Veränderung reagieren?
Als Antwort spiegeln wir zu gern die Geschichte, wie wir selbst auf die Veränderungen der anderen reagieren und setzen das als Maßstab fest.
Meist haben wir und damit alle anderen eine gewisse Skepsis. Wir wollen erst mal sehen, was davon wirklich eintritt oder ob es nur ein Strohfeuer an Veränderung ist. Dann bereiten wir uns schon auf die Enttäuschung vor, die nur unsere eigenen Geschichten bestätigen sollen. Denn wenn es jemand dann wirklich durchzieht, verändert es ja auch unsere Beziehung zu ihm/ihr. Zum Besseren vielleicht, weil die Veränderung etwas ist, auf das wir lange gewartet und gehofft haben, oder zum Schlechteren, weil die Veränderung uns den Spiegel des eigenen Unvermögens, unserer Ängste und unseres Verharrens in den längst auszumerzenden Kompromissen vorhält. Wer große Veränderungen durchgezogen hat, wird feststellen, dass genau aus dem letzteren Gründen Freunde Abstand nehmen oder man selbst auf Abstand geht, weil man die Kompromisse der anderen nur noch schwer ertragen kann. Auch das ist ein Learning im Veränderungsmanagement: wenn wir akzeptieren, dass unsere Veränderungen oder die eines anderen weit mehr Einfluss hat auf eine Beziehung hat, als die bloße Änderung einer Sache. Ob Du nun Neu-Single, Neu-Nicht-Raucher, Neu-Selbstständiger oder sonst was NEU-bist. Um Dich herum wird sich mehr ändern, als Du jemals vorher gedacht hast. Auch das ist etwas, was man dann eben aushalten muss. Was wäre die Alternative zum Aushalten? Zurückändern, nur, weil andere nicht damit zurechtkommen?
Die gute Nachricht: die guten Beziehungen in Deinem Umfeld werden bleiben, und neue gute ganz sicher dazukommen. Und bei denen, die zurückbleiben, ist es halt oft so, dass sie sich schwertun mit dem Neuen, vielmehr schwertun wollen. Weil sie zu stark in ihren eigenen Narrativen gefangen sind. Veränderungen zeigen auf, dass man nur einen Teil seines Weges Gefährten hat. Ein bisschen Schwund ist halt immer.
Und klar, bei einigen Themen geht es schneller und fällt es leichter, das Narrativ zu überschreiben und die gewünschte Veränderung In die Seele als neues Gesetz zu transferieren als bei anderen. Es sollte nicht heißen: Schreib Deine Geschichte neu! Sondern: Schreib Deine Geschichten anders. Als schlichte Aufforderung, die Narrative in uns aufzuspüren, zu verstehen, und dann auf Basis dessen neue Geschichten zu schreiben.
Das komplett Neue wird es nicht geben. All unser Denken basiert ja auf dem Erlebten und auf den Narrativen, die unsichtbar mitschwingen, und geprägt haben und die Sicht auf die Welt beeinflussen. Kein Schriftsteller dieser Welt hat auf komplett unberührtem weißen Papier geschrieben. Allein seine oder ihre Wortwahl und seine oder ihre Schlussfolgerungen basieren auf den Prägungen, Emotionen, Werten und Erlebnissen, auf den niemals rein „weißen“ Strukturen des eigenen Lebens. Es ist niemals das „gleißend weiße Blatt Papier“, das wir ungelebt beschreiben.
Und so können wir gar nichts in ein unberührtes Neues verändern. Das alte wird immer mitschwingen, aber wir können dem Alten die Macht nehmen, wir können das Alte in seine Schranken weisen, wir können das Gute mitnehmen, das Schlechte aufarbeiten und so bewusster und klarer in neue Kapitel unseres Lebens starten.
Wir können unsere Vergangenheit nicht abschütteln.
Darum geht es ja nicht. Es geht eher darum, zu schauen, wo uns die Vergangenheit im Weg steht, wo unsere Narrative uns im Weg stehen und uns behindern, das Leben zu leben, das wir führen wollen. Verändern heißt loslassen und umprogrammieren.
Es sollte also heißen: Guck Dir Deine Kapitel im Buch Deines Lebens an, schließ das ein oder andere, und schreibe neue Geschichten da rein, wohlwissend, dass Deine alten Dich dahin geführt haben.
ES KÖNNTE JA – NEIN, ES WIRD EINFACH GUT WERDEN...
Einen längeren Beitrag zu Veränderungen findest Du auf tonifroestl.de/autor
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